Praxisforschung an der AfaP


Seit 1995 bietet die Akademie für anthroposophische Pädagogik (AfaP) praxisbegleitende Studiengänge an. Das Konzept der Verknüpfung von pädagogischer Praxis und dazugehörigem Studium hat sich als sehr fruchtbar erwiesen; das Erleben der wöchentlichen Konferenz, der laufende Unterricht, die Gespräche mit den Mentorinnen und Mentoren sowie Eltern schaffen Erfahrungsbereiche, auf welche das Studium unmittelbar eingehen kann. Der Praxisbezug und das Mitbringen alltäglicher pädagogischer Fragen helfen mit, ein Unterrichtsklima zu schaffen, das im höchsten Maße verbindlich ist.

Wichtiger Bestandteil der praxisbegleitenden Studiengänge ist der weite Bereich der Praxisforschung. Zum Studium gehört ein Praxisforschungsprojekt, das nicht erst zum Abschluss der Ausbildung ausgearbeitet, sondern während des gesamten Studiums vertieft, erweitert und studienbegleitend aufgebaut wird. Dahinter steht der Gedanke: Jede Lehrkraft hat nicht nur Vorsprung im Wissen, übt nicht nur pädagogisches Handwerk, sondern ist immer auch forschend auf einem Gebiet – und damit selbst beobachtend und lernend – tätig. Dies verstehen wir unter Praxisforschung. Darin liegt ein Kräftepotenzial, das aktiv erhalten werden muss, wenn die Schulpraxis nicht in Routine erstarren soll. Gleichzeitig lebt die AfaP ganz entscheidend von der Rückkopplung an das Schulzimmer, vom Echo aus den Kollegien, von den konkreten Bedürfnissen der aktuellen Unterrichtssituation.

Praxisforschung beinhaltet den Gedanken, dass jemand, der an der AfaP das Studium aufnimmt, kein unbeschriebenes Blatt ist, sondern von der ersten Lektion an als werdender Pädagoge ein Gebiet eigenaktiv – vor allem ausgehend von eigenen Unterrichtsbeobachtungen und Erfahrungen – über die gesamte Studienzeit vertieft und die gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse dokumentiert. Denn erst mit den Kindern selber erwacht der Pädagoge, wie dies schon Steiner formulierte. Das setzt eine ständige Reflexion und Bewusstmachung dessen voraus, was pädagogisch getan und im Zusammenhang mit einem Fach erlebt und erkannt wird.

Weitere Informationen zur Praxisforschung

Die Praxisforschung stellt eine Forschungsrichtung dar, bei der Praktiker durch das Erforschen ihrer eigenen Praxis neue Theorie generieren, von deren Anwendung wiederum ein direkter Einfluss auf die Praxis ausgeht. Praxisforschung kann somit als zyklischer Prozess verstanden werden, wodurch ein Austausch zwischen Theorie und Praxis entsteht. Die Praxisforschung verfolgt das Ziel, dass Praktiker konkrete Probleme aus ihrer professionellen Tätigkeit erforschen, um daraus ihr eigenes Handeln zu analysieren und zu verbessern. Die Praxisforschung bietet sich dafür insofern an, als sie versucht, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis zu überwinden. Der Forschungsgegenstand wird dabei unter der Einbezugnahme von bestehenden wissenschaftlichen Theorien und Methoden erforscht.
 
Der Praxisforschung liegt die Überlegung zugrunde, dass die Generierung neuer Theorie nur dann sinnvoll ist, wenn sich diese als praxistauglich erweist. Im Vergleich zur empirischen Forschung, die Forschungsergebnisse zu objektivieren sucht, verfolgt die Praxisforschung das Ziel, eine passende Lösung für ein konkretes Problem anzubieten. Eine Umschreibung der Praxisforschung liefert Donald Schön:
 
„When someone reflects-in-action, he becomes a researcher in the practice context. He is not dependent on the categories of established theory and technique, but constructs a new theory of the unique case. […] He does not separate thinking from doing, ratiocinating his way to a decision which he must later convert to action. Because his experimenting is a kind of action, implementation is built into his enquiry.“[1] 
Das Wissenschaftsverständnis der Praxisforschung widerspricht insofern den gängigen wissenschaftlichen Prinzipien, als die Forschenden das Gebiet ihrer Forschung beeinflussen wollen. Die in der Wissenschaft vorherrschende Distanz des Forschenden zu seinem Forschungsgegenstand entfällt, der Forschende ist gleichzeitig Subjekt und Objekt seiner Forschungen.
 
Die Praxisforschung kann als eine Antwort auf die zunehmende Pluralisierung der Lebenswelten in modernen Gesellschaften und dem dazugehörigen sozialen Wandel verstanden werden. Uwe Flick bringt dies folgendermaßen zum Ausdruck:
 
„Der rasche soziale Wandel und die resultierende Diversifikation von Lebenswelten konfrontieren Sozialforscher zunehmend mit sozialen Kontexten und Perspektiven, die für sie so neu sind, dass ihre klassischen deduktiven Methodologien – die Fragestellung und Hypothesen aus theoretischen Modellen ableiten und an der Empirie überprüfen – an der Differenziertheit der Gegenstände vorbeizielen.“[2] 
Praxisforschung versteht sich ferner als Aufforderung an den Forschenden, seine eigenen Werte und Theorien zu hinterfragen. Der Forschungsprozess kann daher als Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung verstanden werden. Wilfred Carr und Stephen Kemmis betonen in diesem Sinne den direkten Zusammenhang zwischen Praxisforschung und der Verbesserungen zwischenmenschlicher Beziehungen:
 
„Action research is simply a form of self-reflective enquiry undertaken by participants in social situations in order to improve the rationality and justice of their own practices, their understanding of these practices, and the situations in which the practices are carried out.“[3]

Für eine weiterführende inhaltliche Auseinandersetzung mit der Praxisforschung sei neben den zitierten Quellen auf den von Thomas Stöckli verfassten Eintrag bei Wikipedia zur Praxisforschung verwiesen:
 
Referenzen:
 [1] Schön, D. A. (1983): The reflective practitioner: How professionals think in action, New York: Basic Books, S. 68 f.
 [2] Flick, U. (2005): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 3. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, S. 12 f.
 [3] Carr, W. und S. Kemmis (1986): Becoming Critical: Education, Knowledge and Action Research, London: Falmer Press, S. 162.
 
Quelle: Institut für Praxisforschung

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